9. November 2019
In den letzten Wochen wurde viel über Hass im Internet berichtet.
Die verbalen Zündeleien gipfelten in einen hassgetriebenen Akt der Unmenschlichkeit und den Terroranschlag gegen die jüdische Gemeinschaft in Deutschland.
Heute, am 9. November, sollte man sich deshalb einen Moment Zeit nehmen und die Geschichte der deutschen Bevölkerung näher betrachten.
Am sogenannten „Schicksalstag der Deutschen“ zeigt sich die Zwiespältigkeit eines Landes, quasi der Splitter in der Haut der Gesellschaft.
Auf der einen Seite strahlt die Geschichte hell und zeigt den Weg in die Demokratie (9. November 1918 / Ausrufung der Republik) und den Tag der endgültigen Abschaffung einer menschenfeindlichen Mauer (9. November 1989 / Mauerfall).
Auf der anderen Seite verdunkelt sich die Geschichte und zeigt den (beinahe) Niedergang in die Diktatur (9. November 1923 / Hitler-Putsch) und die totale Entfremdung der Gesellschaft von sich selbst (9. November 1938 – Novemberpogrome).
Während der Novemberpogrome, die ihren Höhepunkt in der Reichspogromnacht vom 9.11. auf den 10.11.1938 fanden, wurden etwa 800 Jüd*innen ermordet, etwa 30.000 verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. SA und SS zerstörten in ganz Deutschland etwa 7500 jüdische Geschäfte und brannten mehr als 1200 Synagogen nieder. In den Wochen nach den Pogromen wurde die sogenannte ,,Arisierung‘‘, d.h. Zwangsenteignung, jüdischer Betriebe angeordnet, womit Jüd*innen vollends aus dem hiesigen Wirtschaftsleben ausgeschlossen wurden. Anders als von den Nazis propagiert, waren die Novemberpogrome keine spontane Reaktion auf ein Attentat am 7.11.1938, sondern der geplante Übergang hin zur menschenverachtenden systematischen Juden*verfolgung und -ermordung.
In den dunklen Tagen der deutschen Geschichte wird eine Tatsache ersichtlich: Nicht nur eine Person oder eine kleine Gruppe betrieb Terror gegen andere Menschen, sondern eine Vielzahl von Mitläufer*innen, Unterstützer*innen und ,,Wegseher*innen‘‘ ermöglichten erst die absolute Verrohrung eines Volkes.
Diese Lehre aus dem 9. November sollte man sich vergegenwärtigen, Hass im Internet und in der Gesellschaft vehement entgegentreten und zeigen, dass auch das (verbale) Mitlaufen die Gesellschaft zersetzt wie Fäulnis einen Apfel.