Equal Pay Day
Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau ist eines der spannendsten Kapitel unserer Geschichte – und zugleich eines der brisantesten gesellschafts- und sozialpolitischen Themen unserer Gegenwart. Seit der ersten aktiven Politisierung der Frauen in der 1848er Revolution hat sich gesellschaftlich und politisch viel verändert. Zu Zeiten Louise Otto Peters standen vor allem die Gleichstellungsbestrebungen bei der Erwerbsarbeit, der freien Berufswahl und das Recht auf Bildung im Mittelpunkt.
„Meine Herren! Im Namen der Moralität, im Namen des Vaterlandes, im Namen der Humanität fordere ich Sie auf: Vergessen Sie bei der Organisation der Arbeit die Frauen nicht!“[1]
Und nun, 174 Jahre nachdem die Frauen um Louise Otto Peters für das Recht der Frau auf Bildung und Arbeit eingetreten sind, stehen die Situation der Frau auf dem Arbeitsmarkt und das immer noch vorhandene Lohngefälle zwischen Mann und Frau zur öffentlichen Debatte. Gründe für diese Lohnlücke sind bekannt: über die Tatsache, dass Frauen häufiger in „typisch weiblichen“ Berufen tätig sind – die häufig im Niedriglohnsektor angesiedelt sind –, bis hin zu häufigeren Teilzeitanstellungen, und einem hohen Anteil an weiblichen Minijobbern. All diese Phänomene tragen nachweislich zur Entgeltlücke bei. Die unbereinigte Entgeltlücke liegt aktuell bei 18%, und selbst bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen im Schnitt 6% weniger als ihre männlichen Kollegen.[2]
Und obwohl sich in die eigentlich überwiegend männliche Domäne der Politik die Frauen mittlerweile erfolgreich eingegliedert haben, fordern wir nicht nur sie zur Bereinigung dieser Diskrepanz auf. Männer und Frauen profitieren gleichermaßen von Gleichheit und Solidarität untereinander.
Die Pandemie hat nachweislich vor allem die berufstätigen Frauen schwer getroffen. Laut der Hans-Böckler-Stiftung haben 66% der erwerbstätigen Frauen mit Partner und Kind angegeben den größten Teil der Kinderbetreuung übernommen zu haben.[3] Die beiden Geschlechter waren darüber hinaus gleichermaßen von Kurzarbeitergeld betroffen, während die Männer jedoch in 46% der Fällen Aufstockungen vom Staat bekamen, profitierten Frauen nur in 36% der Fällen.[4] Das 2017 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz, welches einen Auskunftsanspruch geltend macht, geht hierbei noch nicht weit genug! Frauen dürfen nicht zu den Krisenverlierern werden, deshalb müssen gleichstellungspolitische Aspekte bei den Konjunkturmaßnahmen bedacht werden!
Von einer vollkommenen Gleichstellung und Gleichberechtigung können wir erst dann reden, wenn wir nicht mehr über so gravierende Themen diskutieren müssen, wie den eklatanten Einkommensunterschied zwischen Mann und Frau.
[1] https://www.bpb.de/themen/gender-diversitaet/frauenbewegung/35309/louise-otto-peters/?p=all
[2] https://www.igmetall.de/politik-und-gesellschaft/gleichstellung-und-integration/faires-entgelt-fuer-frauen/gleiches-entgelt
[3] [4] https://www.igmetall.de/politik-und-gesellschaft/gleichstellung-und-integration/110-jahre-frauentag-viel-erreicht-viel-zu-tun